Der Glücksspielstaatsvertrag 2021: Das sind die wichtigsten Inhalte
Am 01. Juli 2021 trat der neue Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) in Deutschland in Kraft. Dadurch ist möglich, was zuvor ein knappes Jahrzehnt lang illegal war: Online-Glücksspielanbieter können ihre Leistungen künftig für Spieler aus dem gesamten Bundesgebiet anbieten. Dafür müssen sich die Anbieter allerdings an strenge Regeln halten, um Glücksspieler zu schützen. Wir vom VSVBB erklären die wichtigsten Inhalte des Glücksspielstaatsvertrags 2021.
Online-Glücksspiel war vor dem GlüStV 2021 in Deutschland jahrelang verboten
Zwischen 2008 und 2010 definierte der erste Glücksspielstaatsvertrag die Rahmenbedingungen für Glücksspiel in Deutschland. Anschließend erlaubten die deutschen Bundesländer im Rahmen des Glücksspieländerungsstaatsvertrag nur bestimmte Arten von Lottospielen, Wetten und Offline-Spielhallen. Online-Glücksspiel war seit dem Auslaufen des ersten GlüStV hingegen verboten.
Schleswig-Holstein erlaubte Online-Glücksspiel weiterhin
Einzig eine Handvoll Online-Glücksspielanbieter, die eine Lizenz in Schleswig-Holstein hatten, durften ihre Leistungen für Bürger des norddeutschen Bundeslandes anbieten. Schleswig-Holstein verabschiedete nämlich als einziges Bundesland nach dem Auslaufen des Glücksspielstaatsvertrages ein Nachfolge-Gesetz, das auch Online-Glücksspiel unter bestimmten Voraussetzungen erlaubte.
Doch obwohl Glücksspiel-Formate in den restlichen Bundesländern faktisch verboten waren, wurden sie dennoch bundesweit angeboten. Die Glücksspielanbieter waren der Meinung, dass das deutsche Gesetz gegen die EU-Dienstleistungsfreiheit verstoße und sie das Recht hätten, ihre Spielformate auch deutschen Bürgern zugänglich zu machen.
Allerdings haben mehrere Verwaltungsgerichte entschieden, dass diese Annahme nicht korrekt ist. Ein Glücksspielanbieter benötigt eine deutsche Glücksspiellizenz, um seine Leistungen hierzulande anbieten zu dürfen. Dass die Anbieter ihre Leistungen illegalerweise dennoch deutschlandweit anboten, stiftete vor allem unter Online-Casino-Kunden Verwirrung und schaffte einen sehr undurchsichtigen Glücksspielmarkt.
Der Glücksspielstaatsvertrag 2021 soll klare Strukturen schaffen
Um das Glücksspielrecht zu reformieren, einigten sich im Herbst 2020 alle 16 Bundesländer auf einen neuen Glücksspielstaatsvertrag, der auch Online-Glücksspiel wieder unter strengen Schutzbestimmungen für Spieler bundesweit legalisierte. Das Gesetz soll garantieren, dass Online-Glücksspiel hierzulande nur erlaubt ist, wenn dabei strenge Spielsuchtpräventions- und Jugendschutz-Maßnahmen berücksichtigt werden. Seit 01. Juli 2021 gilt der Beschluss.
Der GlüStV 2021: Neue Regelungen für Online-Glücksspielanbieter
Der Glücksspielstaatsvertrag 2021 sorgt einerseits für eine Liberalisierung des Glücksspiels, da Online-Casinos ihre Leistungen unter bestimmten Voraussetzungen nun legal anbieten dürfen. Gleichzeitig sollen strenge Vorgaben den Markt deutschlandweit regulieren und damit für mehr Sicherheit für die Spieler sorgen.
Spielerschutz und Spielsuchtprävention durch den GlüStV 2021
Insgesamt gibt es mehr als 30 Regeln, an die sich Glücksspielanbieter in Deutschland halten müssen, wenn sie ihre Spiele online anbieten möchten. Unter anderem müssen sie garantieren, dass Spieler volljährig sind und jeweils höchstens 1000 Euro pro Monat bei Glücksspielanbietern einzahlen. Dieses Einzahlungslimit gilt anbieterübergreifend. Es soll also nicht möglich sein, dass Glücksspieler jeweils 1000 Euro bei zehn verschiedenen Online-Casinos einzahlen.
Um dies zu kontrollieren, müssen Online-Glücksspieler ein personengebundenes Nutzerkonto bei jedem Anbieter, bei dem sie spielen möchten, anlegen. Dadurch soll auch garantiert werden, dass Spieler, die in einer bundesweiten Sperrdatei gespeichert sind, sich nicht in Online-Casinos anmelden können. Spielsüchtige haben die Möglichkeit, sich selbst in diese Sperrdatei einzutragen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es auch möglich, dass Dritte diese Registrierung vornehmen.
Aber auch bezüglich der Spielarten gibt der Glücksspielstaatsvertrag 2021 strenge Regeln vor. Tisch-, Karten und Würfelspiele sind beispielsweise komplett verboten. Zudem wurden maximale Einsatzhöhen für sämtliche Spiele festgelegt. Diese betragen einen Euro pro Spin. Darüber hinaus müssen zwischen zwei solcher Spins mindestens fünf Sekunden verstreichen. Es ist also nicht möglich, beispielsweise eine Slot Machine automatisch durchlaufen zu lassen. Außerdem ist es untersagt, mehrere Spiele gleichzeitig zu spielen.
Der Glücksspielstaatsvertrag 2021 schafft eine neue Aufsichtsbehörde
Eine zentrale Aufsichtsbehörde mit Sitz in Sachen-Anhalt soll den Glücksspielmarkt deutschlandweit überwachen und für die Einhaltung der neuen Regelungen sorgen. Mit dem Inkrafttreten des GlüStV 2021 hat die Behörde ihre Arbeit aufgenommen. Da sie sich allerdings noch im Aufbau befindet, soll sie erst ab Januar 2023 voll einsatzbereit sein. Deutschlandweite Lizenzen werden für Online-Casinospiele begrenzt und können nur noch von der Aufsichtsbehörde vergeben werden. Zudem sollen Glücksspielanbieter, die ihre Leistungen weiterhin ohne deutsche Lizenz anbieten, rechtlich verfolgt werden.
Bei Regelverstoß: Glücksspieler können sich Verluste erstatten lassen
Anbieter, die sich nicht an die Regelungen des Glückspielstaatsvertrags 2021 halten, dürfen ihre Spiele auch nicht in Deutschland offerieren. Deutsche Spieler haben in diesem Fall die Möglichkeit, sich ihre Spielverluste vollständig erstatten zu lassen. Dies gilt auch für Spielverluste aus den vergangenen Jahren.
Online-Glücksspiel war in Deutschland nämlich jahrelang verboten. Mehrere Gerichte haben vor diesem Hintergrund deutlich gemacht, dass Glücksspiel-Lizenzen aus dem europäischen Ausland nicht ausreichen, um Online-Glücksspiel hierzulande anzubieten. Dennoch hatten zahlreiche Glücksspielanbieter mit Lizenzen aus Ländern wie Malta oder Gibraltar ihre Leistungen auch für deutsche Spieler angeboten und machen dies teilweise noch immer.
Wer daher in den letzten Jahren Geld in einem Online-Casino verloren hat, kann sich diese Verluste erstatten lassen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob der jeweilige Glücksspielanbieter seine Leistungen mittlerweile entsprechend der Vorgaben des neuen Glücksspielstaatsvertrages angepasst hat.
Der VSVBB unterstützt deutsche Verbraucher dabei, sich ihre Glücksspiel-Verluste erstatten zu lassen und arbeitet hierfür mit erfahrenen Rechtsanwaltskanzleien und Prozesskostenfinanzierern zusammen. Diese kümmern sich komplett risikofrei um die Durchsetzung der Rechtsansprüche von Online-Glücksspielern. Für Verbraucher entstehen dabei in keinem Fall eigene Kosten.
Kritik am Glücksspielstaatsvertrag 2021
Der neue Glücksspielstaatsvertrag findet nicht nur Zuspruch, sondern wird gleich von mehreren Seiten kritisiert. Während sich Online-Casinos über die strengen Vorschriften beschweren, befürchten Suchtexperten einen erleichterten Zugang zum Online-Glücksspiel und ein dadurch erhöhtes Risiko der krankhaften Glücksspielsucht. Erfahren Sie in unserem Artikel zur Kritik am deutschen Glücksspielstaatsvertrag, wie beide Seiten argumentieren.
Unterstützung für Spielsüchtige
Wenn Sie Probleme mit Spielsucht haben oder sich um Angehörige oder Freunde sorgen, finden Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Hilfe. Unter der kostenlosen Hilfe-Hotline 0800/1372700 erhalten Sie Informationen zu Hilfsangeboten rund um das Thema Spielsucht. Weitere Infos zum Thema Spielsucht finden Sie auf unserer Themenseite.