Kritik am deutschen Glücksspielstaatsvertrag

19. November 2021
Während Glücksspielanbieter die strengen Vorschriften des neuen Glücksspielstaatsvertrages kritisieren, halten Spielsucht-Experten die Legalisierung von Online-Glücksspiel in Deutschland für gefährlich. Erfahren Sie hier, wie beide Seiten argumentieren.

Am 01. Juli 2021 trat der neue Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland in Kraft. Dieser schafft hierzulande unter anderem die Rahmenbedingungen für Online-Glücksspiel, das zuvor in fast ganz Deutschland illegal war. Doch sowohl Casino-Betreiber als auch Suchtexperten kritisieren die neuen Regelungen. Wir vom VSVBB erklären, welche Kritik aus welchen Lagern kommt.

Online-Glücksspiel wurde in Deutschland jahrelang illegal angeboten

Grundsätzlich soll der Glücksspielstaatsvertrag garantieren, dass Glücksspiel in Deutschland nur erlaubt ist, wenn dabei strenge Spielsuchtpräventions- und Jugendschutz-Maßnahmen berücksichtigt werden. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch gezeigt, dass eine Kontrolle dessen vor allem im digitalen Raum schwierig ist.

Obwohl Online-Glücksspiel nämlich in fast ganz Deutschland illegal war, boten zahlreiche Online-Casinos ihre Dienstleistungen auch hierzulande auf deutschsprachigen Seiten an, die offensiv beworben wurden. Nun sollen Online-Casinos ihr Angebot auch in der kompletten Bundesrepublik offerieren dürfen. Dafür müssen diese jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Diese Voraussetzungen müssen Online-Casinos in Deutschland erfüllen

Unter anderem müssen Online-Glücksspielanbieter gewährleisten, dass ihre Nutzer volljährig sind. Darüber hinaus dürfen sie anbieterübergreifend nur Einzahlungen in Höhe von 1000 Euro pro Monat und Spieler akzeptieren. Glücksspieler, die in einer bundesweiten Sperrdatei gespeichert sind, dürfen sich zudem nicht bei Online-Casinos registrieren.

Tisch-, Karten und Würfelspiele müssen Glücksspielanbieter zudem komplett aus dem Sortiment nehmen, wenn sie eine deutsche Glücksspiellizenz erhalten möchten. Außerdem wurden maximale Einsatzhöhen für sämtliche Spiele in Höhe von einem Euro pro Spin festgelegt. Zwischen zwei solcher Spins müssen zudem mindestens fünf Sekunden vergehen. Dadurch ist es höchstens möglich, 12 Euro pro Minute zu verspielen. Mehrere Spiele gleichzeitig laufen zu lassen, ist nämlich ebenfalls verboten.

Kritik an Glücksspiel-Legalisierung und Kontrollmaßnahmen

Suchtexperten kritisieren, dass eine Kontrolle dieser Maßnahmen bislang nicht wirklich erfolgt, obwohl der Glücksspielstaatsvertrag bereits fast ein halbes Jahr gültig ist. Die bundesweite Glücksspielaufsicht mit Sitz in Halle, die insbesondere im Internet aktiv sein soll, nahm ihre Arbeit nämlich erst am Tag des Inkrafttretens des Gesetzes auf. Bis die Bundesbehörde ihre Aufgaben korrekt ausführen kann, wird es wohl noch bis zum Jahr 2023 dauern.

Ohnehin kritisieren Spielsucht-Experten, dass überhaupt Glücksspiellizenzen an Unternehmen verteilt werden, die ihre Dienstleistungen zuvor illegal in Deutschland angeboten haben. Oft wird der Vergleich gezogen, dass der Staat auch einem Drogendealer, der einen Großteil des Kokain-Marktes in Deutschland beherrscht, hierzulande deshalb keine Lizenz zum Drogenverkauf erteilt würde.

Online-Glücksspielanbieter finden Einschränkungen zu hart

Die Casinobetreiber selbst kritisieren hingegen die zu strengen Auflagen, die sie einhalten müssen. Beispielsweise würden die Pausen zwischen den sogenannten Spins dafür sorgen, dass der Spielspaß für viele der Online-Spieler minimiert werde. Daher gehen einige Glücksspielanbieter davon aus, dass viele Nutzer zu Anbietern wechseln, die sich nicht an die deutschen Vorgaben halten und ihre Leistungen weiterhin illegal anbieten.

Diese illegalen Online-Casinos halten ihre Angebote hingegen für legal. Seit Jahren verweisen sie auf die EU-Dienstleistungsfreiheit. Sie argumentieren, dass sie ihre Dienstleistungen auch in Deutschland anbieten dürfen, wenn sie eine Glücksspiellizenz aus einem anderen EU-Land besitzen. Mehrere Gerichte haben jedoch bereits bestätigt, dass Glücksspielanbieter in Deutschland eine deutsche Lizenz benötigen.

Glücksspieler können sich Verluste von illegalen Online-Casinos erstatten lassen

Anbieter, die ihre Dienstleistungen aktuell oder in den vergangenen Jahren ohne deutsche Lizenz anbieten bzw. angeboten haben, handeln daher illegal. Wer in den letzten Jahren Geld in einem solchen Online-Casino verloren hat, kann sich diese Verluste deshalb erstatten lassen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob der jeweilige Glücksspielanbieter seine Leistungen mittlerweile entsprechend der Vorgaben des Glücksspielstaatsvertrages angepasst hat oder nicht.

Der VSVBB unterstützt deutsche Verbraucher dabei, sich ihre Glücksspiel-Verluste erstatten zu lassen und arbeitet hierfür mit erfahrenen Rechtsanwaltskanzleien und Prozesskostenfinanzierern zusammen. Diese kümmern sich komplett risikofrei um die Durchsetzung der Rechtsansprüche von Online-Glücksspielern. Für Verbraucher entstehen dabei in keinem Fall eigene Kosten.

Unterstützung für Spielsüchtige

Wenn Sie Probleme mit Spielsucht haben oder sich um Angehörige oder Freunde sorgen, finden Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Hilfe. Unter der kostenlosen Hilfe-Hotline 0800/1372700 erhalten Sie Informationen zu Hilfsangeboten rund um das Thema Spielsucht.

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Online-Glücksspiel war in Deutschland jahrelang illegal und ist es auch heute noch in den meisten Fällen. Wer in den vergangenen Jahren Geld in einem Online-Casino verloren hat, kann sich diese Spielverluste daher erstatten lassen. Wir erklären, wie das geht.
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