Verbraucherschutz: VSVBB fordert stärkere Limitierung von Online-Glücksspiel-Einsätzen

26. Oktober 2023

Berlin, 26. Oktober 2023. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde (GGL) der Länder hat aktuell öffentlich weitgehend unbemerkt das Einzahlungslimit auf legalen Glücksspiel-Websites von 1000 auf 10.000 Euro pro Monat erhöht. “Verbraucher haben uns auf die aktuelle Erhöhung des Einzahlungslimits aufmerksam gemacht, da sie von Glücksspielanbietern darüber informiert wurden. Wir vom VSVBB fordern, die Erhöhung der Einzahlungslimits rückgängig zu machen, damit nicht noch mehr Glücksspieler in Deutschland in die Spielsucht und Überschuldung getrieben werden”, kommentiert Angelika Menze, Erste Vorsitzende des bundesweit aktiven Verbraucherschutzvereins Berlin/Brandenburg e.V. (VSVBB), diese Maßnahme.

VSVBB-Vorsitzende ordnet die aktuellen Geschehnisse ein

“2021 wurde der Online-Glücksspielmarkt in Deutschland im Zuge des Inkrafttretens des neuen Glücksspielstaatsvertrages bundesweit liberalisiert. Damals wurden allerdings bestimmte Regeln zum Spielerschutz geschaffen, zum Beispiel ein anbieterübergreifendes Einzahlungslimit in Höhe von 1000 Euro pro Spieler und Monat.

Den Glücksspielanbietern war dieses Limit selbstverständlich schon länger ein Dorn im Auge, da dadurch auch ihre Umsätze limitiert wurden. In der Öffentlichkeit argumentierten entsprechende Anbieter, dass deutsche Glücksspieler durch diese Beschränkungen auf illegale Glücksspiel-Websites getrieben würden, weil dort keine Einzahlungslimits existieren.

Anstatt nun die deutschen Schutzmaßnahmen aufzuweichen, sollte die GGL lieber effektiv gegen illegale Glücksspielanbieter vorgehen und der Forderung nach einer Erhöhung der Einsatzlimits auf diesem Weg entgegentreten. Doch bislang ist es der GGL nicht gelungen, unzulässiges Online-Glücksspiel erfolgreich einzudämmen. Die Erhöhung der Einsatzlimits wirkt vor diesem Hintergrund wie eine Kapitulation vor der gesamten Glücksspielbranche.

In Zukunft dürfen deutsche Verbraucher ihr Limit zwar nur nach einer erfolgreichen Bonitätsprüfung erhöhen. Doch das bedeutet letztlich auch nur, dass lediglich besonders finanzschwache und bereits verschuldete Spieler besonderen Schutz erhalten werden, während finanziell stabile Verbraucher einer erhöhten Spielsucht-Gefahr ausgesetzt werden. Schließlich dürfen diese in Zukunft bis zu 120.000 Euro innerhalb eines Jahres verspielen”, meint Angelika Menze und ergänzt:

VSVBB empfiehlt Glücksspielern, Ansprüche auf Rückerstattung von Spielverlusten zu prüfen

“Die GGL ist offensichtlich damit überfordert, ihrer Hauptaufgabe nachzukommen: der Gewährleistung des Jugend- und Spielerschutzes sowie der Verhinderung von Glücksspiel- und Wettsucht. Deshalb empfehlen wir vom VSVBB betroffenen Glücksspielern, sich selbst gegen die Glücksspielindustrie zur Wehr zu setzen und es für illegale Glücksspielanbieter unattraktiv zu machen, in Deutschland aktiv zu sein. Gleichzeitig besteht für viele Verbraucher durch eine Klage gegen illegale Glücksspielanbieter die Chance auf einen finanziellen Neustart. 

Konkret ist es nämlich möglich, Spielverluste von illegalen Glücksspielanbietern bis zu zehn Jahre rückwirkend zurückzufordern. Das liegt daran, dass die Verträge zwischen den Betreibergesellschaften von unzulässigen Glücksspiel-Websites und ihren deutschen Kunden faktisch nie gültig waren. Daher hätten diese Anbieter eigentlich nie Geld von deutschen Spielern annehmen dürfen. Wenn dies doch geschah, besteht die Möglichkeit, erlittene Spielverluste zurückzufordern. 

Entsprechende Rückforderungsansprüche wurden bereits hundertfach von deutschen Zivilgerichten bestätigt, sodass betroffenen Spielern Entschädigungen in Millionenhöhe zugesprochen wurden. In der Folge stellen wir vom VSVBB fest, dass sich viele der illegalen Anbieter bereits vom deutschen Markt zurückgezogen haben. Gern unterstützen wir betroffene Spieler kostenfrei dabei, ihre Spielverluste zurückzufordern und informieren sie über ihre rechtlichen Möglichkeiten in der Sache.” 

 

Online-Glücksspiel: Das ist die Rechtslage in Deutschland

Online-Glücksspiel war in fast ganz Deutschland jahrelang komplett verboten. Lediglich Schleswig-Holstein entschied sich 2012 für einen Sonderweg, wobei dort lizensierte Anbieter sich auch nur an Personen mit Wohnsitz oder gewöhnlichem Aufenthaltsort in dem nördlichsten Bundesland der Nation richten durften.

In allen anderen Bundesländern wurde Online-Glücksspiel erst im Juli 2021 durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag legalisiert. Seitdem haben Unternehmen die Möglichkeit, sich um bundesweit gültige Online-Glücksspiellizenzen zu bewerben. Dies ist den ersten Unternehmen im Frühjahr 2022 und seitdem mehr als über 40 Firmen gelungen.

Online-Glücksspielanbieter ohne deutsche Glücksspiellizenz sind hierzulande allerdings weiterhin illegal. Dennoch werben entsprechende Unternehmen teilweise seit Jahren auch in Deutschland erfolgreich um Kunden und verdienen hierzulande Millionensummen mit ihren teils deutschsprachigen und vertrauenswürdig wirkenden Websites. Betroffene Spieler haben die Möglichkeit, juristisch gegen diese Unternehmen vorzugehen und ihre Spielverluste aus illegalem Online-Glücksspiel zurückzufordern.

Unterstützung für Spielsüchtige

Wenn Sie Probleme mit Spielsucht haben oder sich um Angehörige oder Freunde sorgen, finden Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Hilfe. Unter der kostenlosen Hilfe-Hotline 0800/1372700 erhalten Sie Informationen zu Hilfsangeboten rund um das Thema Spielsucht. Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der VSVBB-Themenseite zu Spielsucht: https://vsvbb.de/themen/online-casino-geld-zurueck/spielsucht/

Über den VSVBB

Der Verbraucherschutzverein Berlin/Brandenburg (VSVBB) e.V. ist ein bundesweit tätiger, unabhängiger, gemeinnütziger und demokratisch organisierter Verein mit Hauptsitz in Berlin. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Verbraucher in ganz Deutschland über ihre Rechte aufzuklären und es ihnen zu ermöglichen, bestehende Ansprüche unkompliziert und im besten Fall eigenständig durchzusetzen. Mittelfristig möchte der Verein zudem aktiv an der politischen Gestaltung von Verbraucherrechten in Deutschland, insbesondere im digitalen Raum, partizipieren. Seit April 2022 ist Angelika Menze die Erste Vorsitzende des VSVBB.