Online-Sportwetten: Geld zurück für Verbraucher?

Für viele Verbraucher gehören Wetten zu Sportevents einfach dazu. Zwischen und acht und neun Milliarden Euro Umsatz werden allein in Deutschland mit Sportwetten jährlich generiert – ein großer Teil davon im Internet mit Online-Sportwetten. Zahlreiche Wettanbieter werben offensiv um neue Kunden und nutzen hierfür unter anderem prominente Persönlichkeiten und ehemalige Sportler wie Lothar Matthäus als Aushängeschilder für ihre Leistungen. Allerdings agierten viele der Anbieter von Online-Sportwetten, darunter sehr bekannte Anbieter wie BWIN und Tipico, jahrelang illegal und tun das zum Teil heute noch. Verbraucher können daher oftmals ihr verlorenes Geld aus Online-Sportwetten zurückholen.

Wir vom VSVBB erhalten regelmäßig Anfragen von Verbrauchern, die Geld bei Online-Sportwetten verloren haben. Immer häufiger wird in den Medien von Verbrauchern berichtet, die ihre Wettverluste erfolgreich zurückfordern konnten. Dadurch fragen sich natürlich auch andere Sportwetten-Teilnehmer, ob ihnen ebenfalls die Möglichkeit einer Rückerstattung zusteht. Welche Regelungen aktuell gelten, welche Rückforderungsansprüche Verbraucher haben und wie sie diese risikofrei geltend machen können, erklären wir nachfolgend.

Sind Sportwetten legal?

In Deutschland herrschte lange Zeit Unsicherheit darüber, ob Online-Sportwetten legal sind oder nicht. Grund hierfür sind unter anderem mehrere Änderungen in der Gesetzgebung zur Regulierung des deutschen Glücksspielmarktes. Der zuletzt verabschiedete neue Glücksspielstaatsvertrag 2021 schaffte endgültig Klarheit in der Sache.

Legale Sportwetten zunächst nur vom Staat

Über viele Jahre hinweg lag das Glücksspielmonopol beim deutschen Staat. Lotterieangebote sowie Sportwetten durften entsprechend lediglich vom Staat, beziehungsweise den einzelnen Bundesländern angeboten werden. Damit sollte sichergestellt werden, dass entsprechende Glücksspielangebote mit einer ausreichenden Suchtprävention begleitet werden.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) beschäftigte sich mit der Thematik und kam 2010 allerdings zu dem Entschluss, dass das Vorgehen nicht mit geltendem EU-Recht vereinbar war. Der deutsche Staat sei seiner Verantwortung zum Schutz der Spieler nicht ausreichend nachgekommen und habe seine Glücksspielangebote weit offensiver beworben, als es notwendig gewesen wäre.

Test zur Liberalisierung von Online-Sportwetten scheiterte

Als Antwort auf die Entscheidung des EuGH verabschiedeten die Bundesländer im Jahr 2012 den Glücksspieländerungsvertrag (GlüÄndStV). Gemäß dieser Regelung durften neben dem Staat nun auch private Anbieter Sportwetten offerieren. Jedoch galt diese Erlaubnis lediglich für 20 Anbieter deutschlandweit, was zu zahlreichen Klagen jener Wettbewerber führte, die nicht für eine entsprechende Lizenz vorgesehen waren.

Auch Sportwettenanbieter aus dem EU-Ausland klagten gegen das Vergabeverfahren und bekamen vom EuGH recht. Damit scheiterte der Glücksspieländerungsvertrag, noch bevor erste Lizenzen ausgestellt werden konnten.

Ausnahme für Sportwetten-Anbieter in Schleswig-Holstein

Da es nie zur angedachten Konzessionsvergabe im Rahmen des GlüÄndStV kam, setzte Schleswig-Holstein eine Liberalisierung im Alleingang fort. Das Bundesland vergab eigene Lizenzen an Anbieter, die ihre Leistungen dann auch lediglich Verbrauchern innerhalb Schleswig-Holsteins anbieten durften. Allerdings hielten sich viele der Unternehmen nicht an die Regelungen und warben auch um Kunden außerhalb Schleswig-Holsteins. Gleichzeitig traten zahlreiche Anbieter mit Lizenzen aus Ländern wie Malta oder Gibraltar in den deutschen Markt ein und gaben vor, legal tätig zu sein, obwohl sie es faktisch nicht waren.

Endgültige Regelung für Online-Sportwetten mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag 2021

Nach dem Scheitern des Glücksspieländerungsvertrags blieb der deutsche Sportwettenmarkt für einige Jahre unreguliert und lockte damit immer mehr Unternehmen an, die ihre Leistungen ohne deutsche Lizenz anboten und Umsätze in Milliardenhöhe mit deutschen Spielern erwirtschafteten.

Erst die Einigung über den neuen Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV 2021) sorgte bundesweit für Klarheit und schaffte einheitliche Regelungen für den deutschen Glücksspielmarkt. Der neue Staatsvertrag trat im Juli 2021 in Kraft, erste deutsche Lizenzen für Online-Sportwetten nichtstaatlicher Anbieter wurden sogar schon ab Oktober 2020 vergeben.

Online-Sportwetten: Geld zurück für Verluste vor Oktober 2020

Online-Sportwetten von nichtstaatlichen Wettanbietern konnten erst ab Oktober 2020 legal angeboten werden, sofern die Anbieter ab diesem Zeitpunkt über eine gültige Lizenz verfügten. Folglich hätten alle vorher getätigten Wetten gar nicht erst angeboten werden dürfen. Die geschlossenen Verträge zwischen den Anbietern und deren Kunden waren aufgrund der Illegalität des Angebots nichtig.

Für betroffene Teilnehmer an Online-Wetten bedeutet das, dass sie ihre vor diesem Zeitpunkt verlorenen Wetteinsätze grundsätzlich zurückfordern können. Das haben bereits mehrere Gerichte bestätigt, darunter das Landgericht Nürnberg-Fürth sowie das Landgericht Landshut.

Online-Sportwetten: Geld zurückfordern auch nach Oktober 2020

Nur weil Online-Sportwetten ab Oktober 2020 im Rahmen des neuen Glücksspielstaatsvertrags reguliert wurden, bedeutet das noch lange nicht, dass damit alle Anbieter auf dem deutschen Markt automatisch legalisiert wurden. Die Regelung besagt lediglich, dass Online-Sportwetten die Möglichkeit haben, sich um eine deutsche Lizenz zu bewerben und ihre Leistungen damit auch legal anbieten dürfen. Ist allerdings keine Konzession vorhanden, bleibt der jeweilige Anbieter nach wie vor illegal. Eine Lizenz gilt zudem nicht rückwirkend. Wer also Geld bei einem Anbieter vor dessen Lizensierung verloren hat, kann seine Verluste aus dieser Zeit geltend machen.

Tatsächlich sind aktuell immer noch zahlreiche Sportwettenanbieter auf dem deutschen Markt tätig, die über keine gültige Lizenz verfügen. Derzeit (Stand: 22. August 2023) sind 31 Unternehmen lizensiert, die meisten davon mit Hauptsitz in Malta. Um welche Anbieter es sich genau handelt, können Verbraucher der Whitelist der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) entnehmen, die regelmäßig aktualisiert wird.

Alle übrigen Unternehmen, die nicht in dieser Liste aufgeführten sind, bieten also auch aktuell illegale Online-Sportwetten an. Kunden dieser Unternehmen haben somit das Recht, sich ihre entstandenen Verluste zurückerstatten zu lassen. Gern prüfen wir für Sie, ob Sie einen Anspruch auf die Erstattung Ihrer Wett-Verluste haben. Füllen Sie dazu einfach unser kurzes Online-Formular aus.

Lizenzen aus dem Ausland haben in Deutschland im Übrigen keine Gültigkeit, auch wenn die Anbieter das Gegenteil behaupten. Auch in diesem Fall basieren getätigte Online-Sportwetten auf keinerlei Rechtsgrundlage, was einen Rückforderungsanspruch betroffener Wett-Teilnehmer rechtfertigt.

Wie kann ich mein Geld aus Online-Sportwetten zurückfordern?

Wenn Sie online Geld bei einem nicht-lizensierten Wettanbieter verloren haben, können Sie Ihre Verluste in vielen Fällen zurückfordern. Hierfür haben Sie bis zu zehn Jahre Zeit, danach tritt die Verjährung Ihrer Ansprüche ein.

Gern unterstützen wir vom VSVBB Sie bei der Rückforderung Ihrer Wettverluste. Im ersten Schritt helfen wir Ihnen dabei, herauszufinden, wie viel Geld Sie beim Wetten konkret verloren haben. Hierfür wird eine entsprechende Anfrage beim jeweiligen Wettanbieter gestellt. Die Unternehmen sind dazu verpflichtet, eine genaue Auflistung aller Ein- und Auszahlungen bereitzustellen, anhand derer der Rückforderungsanspruch berechnet werden kann.

Im nächsten Schritt klären wir Sie über Ihre rechtlichen Möglichkeiten gegen die jeweiligen Wettanbieter auf. Bei Interesse vermitteln wir Sie zudem an unser Partnernetzwerk an Rechtsanwälten, die sich auf die Rückforderungsansprüche gegenüber illegalen Glücksspielanbietern spezialisiert haben. Diese Kanzleien wurden von uns eingehend geprüft und bieten eine risikofreie Rechtsdurchsetzung an. Als Verbraucherschutzverein verfolgen wir im Übrigen keine wirtschaftlichen Interessen und agieren unabhängig. Wir beziehen für die Vermittlung der Kanzleien keinerlei Provision, die Auswahl basiert ausschließlich auf unserer eigenständigen Prüfung.

Sportwetten Geld zurück: Welche Kosten entstehen für mich?

Unserer Partneranwälte kooperieren mit sogenannten Prozesskostenfinanzierern. Hierdurch ist eine Durchsetzung Ihrer Ansprüche möglich, ohne dass dabei zusätzliche Kosten für Sie entstehen – auch wenn keine Rechtsschutzversicherung besteht. Der Finanzierer deckt sämtliche anfallende Anwalts- und Gerichtskosten, die während des Prozesses entstehen. Gewinnen Sie den Prozess, erhält der Prozesskostenfinanzierer eine vorab definierte Summe als Provision. Doch keine Sorge: Sie können die deutliche Mehrheit Ihrer Rückerstattung behalten. Sollte der Prozess vor Gericht entgegen den Erwartungen scheitern, trägt der Finanzierer alle Kosten und Sie müssen nicht einen Cent aus eigener Tasche bezahlen.

Wir vom Verbraucherschutzverein Berlin/Brandenburg e.V. (VSVBB) verdienen übrigens nichts an Ihrem Prozess. Als gemeinnütziger Verein wollen und dürfen wir keine wirtschaftlichen Interessen verfolgen. Unser Ziel ist es, Verbrauchern risikofrei zu Gerechtigkeit zu verhelfen.

Sportwetten-Verluste eigenständig zurückholen: Erfahrungen des VSVBB

Wir erhalten viele Anfragen von Verbrauchern, die sich nur ungern an einen Rechtsanwalt wenden und ihre Ansprüche lieber auf eigene Faust geltend machen wollen. Diesen Verbrauchern raten wir in der Regel immer erst dazu, sich von einem Rechtsexperten zu ihren Möglichkeiten beraten zu lassen.

Unserer Erfahrung nach reagieren die Sportwettenanbieter nämlich schlichtweg nicht auf die Forderungen ihrer Kunden, sodass die Erfolgschancen ohne jegliche Hilfe meist schwindend gering sind. Verbraucher werden oft einfach ignoriert oder mit einer plumpen Absage abgespeist.

Spätestens, wenn der Fall auf Ebene des Landgerichts behandelt wird, ist die Unterstützung eines Rechtsbeistands aufgrund der dort geltenden Anwaltspflicht unumgänglich.

Eine erfolgreiche Durchsetzung von Rückforderungsansprüchen setzt somit unserer Erfahrung nach auch die Hilfe eines Rechtsbeistands voraus. Die Anwälte innerhalb unserer Partner-Netzwerks sind allesamt von uns geprüft und bieten eine kostenfreie Erstberatung an.

Klagen gegen Sportwetten-Anbieter: Gibt es positive Urteile?

Ja, es haben sich mittlerweile mehrere Gerichte verbraucherfreundlich zum Thema positioniert und berufen sich hierbei auf die Bestimmungen des Glücksspielstaatsvertrags. Unter anderem entschieden die Landgerichte in Stuttgart, Berlin, Köln, Potsdam, Konstanz, München, Hamburg und Essen zu Gunsten klagender Verbraucher und bestätigten damit, dass Verluste aus illegalen Online-Sportwetten zurückgefordert werden können.

So wurde im Februar 2023 beispielsweise ein Sportwettenanbieter vom Landgericht Würzburg zur Erstattung von Wetteinsätzen in Höhe von rund 80.000 Euro verurteilt. Diese Summe hatte der Kläger in der Zeit zwischen Januar 2017 und Dezember 2019 bei dem Anbieter verloren. Im Juli 2023 hatte ein anderer Sportwettenanbieter eine besonders bittere Niederlage kassiert. Die Richter am Landgericht Hannover entschieden nämlich, dass der Beklagte einem seiner Kunden seine Verluste in Höhe von rund 480.000 Euro zurückerstatten muss.

Neben zahlreichen Landgerichten haben sich auch erste Oberlandesgerichte mit der Thematik beschäftigt und sich im Rahmen wegweisender Entscheidungen auf Seiten der Verbraucher positioniert. Den Startschuss setzte das Oberlandesgericht Dresden und bestätigte in einem verbraucherfreundlichen Urteil, dass Online-Sportwettenanbieter nur mit einer deutschen Lizenz auch legal sind. In einem anderen Verfahren wurde der sehr bekannte Sportwettenanbieter Tipico vom Oberlandesgericht Bamberg zu einer Rückzahlung von Verlusten in Höhe von knapp 80.000 Euro verurteilt.

Die deutsche Rechtsprechung setzt insgesamt ein positives Signal, was dazu führt, dass immer mehr Verbraucher die Chance nutzen und ihre Verluste von illegalen Sportwettenanbietern zurückfordern.

Können Urteile gegenüber Sportwetten-Anbietern aus dem Ausland vollstreckt werden?

Ja. Positive Urteile werden auch vollstreckt, wenn sich der Beklagte Anbieter im Ausland befindet. Die maltesische Regierung versucht derzeit, diese Prozedur zu erschweren, da der Inselstaat wirtschaftlich sehr von der dort ansässigen Glücksspielbranche abhängig ist. Allerdings verstößt der hierfür verabschiedete Gesetzesentwurf gegen geltendes EU-Recht. Die EU-Kommission prüft das Gesetz und wird es mit großer Wahrscheinlich für unzulässig einstufen, was die Maltesische Regierung zur Rücknahme zwingen würde. In der Zwischenzeit werden positive Urteile aus Deutschland über Umwege vollstreckt. Verbraucher sollten sich hierdurch also nicht einschüchtern lassen und ihre Ansprüche rechtmäßig durchsetzen.

Was soll ich tun, wenn ich süchtig nach Sportwetten bin?

Spiel- bzw. Wettsucht ist eine ernstzunehmende Krankheit mit weitreichenden Folgen für den Suchtkranken selbst und sein näheres Umfeld. Wenn Sie Probleme mit Spielsucht haben oder sich um Angehörige oder Freunde sorgen, finden Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Hilfe. Unter der kostenlosen Hilfe-Hotline 0800/1372700 erhalten Sie Informationen zu Hilfsangeboten rund um das Thema Spielsucht. Weitere Informationen zum Thema Spielsucht finden Sie auf unserer Themenseite.

Häufig Fragen zur Rückerstattung von Verlusten aus Online-Sportwetten