Online-Rechtsdienstleistungen: So funktionieren Legal Tech-Unternehmen

29. Juli 2021
Hunderte Legal Tech-Unternehmen und Rechtsanwaltskanzleien bieten ihre Dienste im Netz an. Davon profitieren Verbraucher in ganz Deutschland. Doch es gibt auch einige Dinge, die Konsumenten beachten müssen, bevor sie sich an ein solches Unternehmen wenden.

Die meisten Deutschen sind in ihrem Leben vermutlich noch nie juristisch gegen ein Unternehmen vorgegangen, obwohl sie wohl mindestens einmal Anspruch auf eine Entschädigungsleistung durch ein Unternehmen gehabt hätten. So erleben beispielsweise zahlreiche Verbraucher jedes Jahr von mehrstündigen Flugverspätungen, die die jeweilige Airline zu verantworten hatte. Allein vom Dieselskandal sind zudem über vier Millionen Deutsche betroffen. Legal Tech-Unternehmen helfen dabei, entsprechende Entschädigungsansprüche unkompliziert durchzusetzen.

Deutschlandweit sind hunderte Legal Tech-Unternehmen aktiv

In Deutschland sind schätzungsweise mehr als 200 solcher Online-Rechtsdienstleister aktiv. Die meisten von ihnen haben sich das Ziel gesetzt, Verbraucherrechte unkompliziert durchzusetzen. Egal ob Miet-, Verkehrs-, Zivil- oder Reiserecht: Legal Tech-Anbieter gibt es in nahezu jedem Bereich.

Viele von ihnen beschäftigen nur wenige Juristen und kümmern sich um vergleichsweise geringfügige Schadensersatzforderungen. Bei Flugverspätungen oder -ausfällen haben europäische Verbraucher beispielsweise oft Anspruch auf Entschädigungen in Höhe von 250 bis 600 Euro pro Flug und Person.

Beispiel Fluggastrechte: So arbeiten Online-Rechtsdienstleister

Für solche Beträge ergibt es nur selten Sinn, eine Anwaltskanzlei einzuschalten. Spezialisierte Rechtsdienstleister haben sich allerdings unter anderem der Durchsetzung von Fluggastrechten gewidmet. In der Regel setzen sie entsprechende Forderungen unkompliziert und ohne Kostenaufwand für die jeweiligen Verbraucher durch.

Die Legal Tech-Unternehmen benötigen zu dem verspäteten oder ausgefallenen Flug bestimmte Informationen, die Reisende online übermitteln können. Eine Software berechnet daraufhin automatisch, ob ein Entschädigungsanspruch besteht und wie hoch dieser ausfällt. Auf Wunsch macht das jeweilige Legal Tech diese Anspreche nun bei der verantwortlichen Airline geltend und bezieht dafür nur im Erfolgsfall eine Provision. Die Verbraucher erhalten ihre Entschädigung dann abzüglich dieser Provision überwiesen, sobald die Airline gezahlt hat.

Für Rechtsdienstleister rentieren sich solche Angebote vor allem deshalb, da sie auf Masse ausgerichtet sind. Die Entschädigungsforderungen werden oft komplett automatisiert an die jeweilige Airline versendet. Viel Personal ist hierfür nicht nötig.

Gleichzeitig wissen die Anbieter durch ihre Erfahrung genau, wie sie die Entschädigungsansprüche so effizient wie möglich durchsetzen können. Verbraucher sparen dabei vor allem Zeit und Stress und erhalten ihre Entschädigung oft, ohne jemals persönlich mit einem Mitarbeitenden des Unternehmens in Kontakt getreten zu sein.

Rechtsanwaltskanzleien setzen ebenfalls auf Legal Tech-Lösungen

Auch herkömmliche Rechtsanwaltskanzleien haben das Legal Tech-Segment mittlerweile für sich entdeckt. Mit Hilfe von Automatisierungssoftwares können sie viele Prozesse deutlich effizienter gestalten und dadurch auch deutlich mehr Mandanten zu Gerechtigkeit verhelfen. Die Kanzlei-Anwälte profitieren zudem, da sie sich auf die wesentlichen Dinge ihrer Arbeit fokussieren können, wenn immer wiederkehrende Aufgaben einfach automatisiert wurden.

Im Rahmen des Dieselskandals schaffen es mehrere Kanzleien dadurch beispielsweise, die Ansprüche von tausenden Verbrauchern erfolgreich durchzusetzen. Diese Kanzleien haben sich auf Abgasskandal-Verfahren spezialisiert und helfen Verbrauchern ortsunabhängig zu Gerechtigkeit in der Sache.

Durch die Spezialisierung haben diese Kanzleien die Möglichkeit, entsprechende Verfahren mittels Automatisierungssoftware möglichst effizient zu gestalten. Gleichzeitig wissen sie genau, wie sie Entschädigungsforderungen gegenüber der Automobilindustrie erfolgreich durchsetzen können. Dadurch arbeiten sie im Normalfall deutlich erfolgreicher als eine Kanzlei, die nur einige wenige Fälle in der Sache betreut.

Kanzleien bieten risikofreie Rechtsdurchsetzung dank Prozesskostenfinanzierung an

Da Kanzleien keine Provisionsmodelle anbieten dürfen, arbeiten diese oft mit Prozesskostenfinanzierern zusammen, um ihren Mandanten eine risikofreie Rechtsdurchsetzung offerieren zu können. Prozesskostenfinanzierer springen ein, wenn Verbraucher keine Rechtsschutzversicherung haben, die die anstehenden Verfahrenskosten übernehmen würde.

Diese Anbieter übernehmen sämtliche Verfahrenskosten und beziehen nur dann eine Erfolgsprovision, wenn das jeweilige Verfahren erfolgreich abgeschlossen wurde. In Bezug auf das Beispiel des Dieselskandals bedeutet dies also, dass Prozesskostenfinanzierer die eigenen Anwaltskosten und auch die Ausgaben für zum Beispiel Sachverständigengutachten vorstrecken.

Dadurch kann die Gegenseite zu keinem Zeitpunkt finanziellen Druck auf den Klagenden ausüben. Endet eine Klage erfolgreich, erhält der Prozesskostenfinanzierer einen kleinen Teil der Entschädigung. Endet eine Klage nicht erfolgreich, übernimmt der Prozesskostenfinanzierer die vollständigen Verfahrenskosten inklusive der Kosten für die Anwälte der Gegenseite. Die jeweiligen Kläger müssen hingegen auch in diesem Fall nichts bezahlen.

VSVBB informiert Verbraucher über ihre Rechte und stellt Kontakt zu Legal Techs her

Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass Legal Tech-Unternehmen den Rechtsmarkt quasi demokratisieren. Durch die modernen Angebote erhalten deutlich mehr Verbraucher Zugang zu Rechtsdienstleistungen als je zuvor. Ihre Rechtsansprüche können Verbraucher dadurch ohne großen Aufwand mit nur wenigen Klicks durchsetzen lassen.

Bei vergleichsweise simplen juristischen Teilbereichen, in denen es um niedrige Entschädigungssummen geht, ergibt es Sinn, sich bei der Durchsetzung der eigenen Rechte ggf. Unterstützung von einem Legal Tech-Anbieter zu holen. Komplexere Sachverhalte mit hohen Streitwerten wie die Rechtdurchsetzung im Dieselskandal oder die Rückerstattung von Verlusten aus Online-Casinos sollten hingegen eher von einer Rechtsanwaltskanzlei mit Legal Tech-Know How gelöst werden.

Wir vom VSVBB haben es uns zur Aufgabe gemacht, Verbraucher unkompliziert mit seriösen Rechtsanwaltskanzleien und Legal Tech-Anbietern zusammenzuführen und Erstere über relevante Rechtsthemen zu informieren. Unser Anspruch ist es, dass Verbraucher risikofrei rechtliche Unterstützung erhalten können, wenn ihnen Ungerechtigkeiten widerfahren sind, die Entschädigungsansprüche rechtfertigen.