EZB hebt erneut Leitzins an – was bedeutet das für Verbraucher? 

24. September 2023
Die Europäische Zentralbank hebt die Leitzinsen erneut an. Viele Finanzexperten hatten mit einer Zinspause gerechnet. Der VSVBB erklärt, was dies für Verbraucher bedeutet. 

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat unerwartet erneut den Leitzins angehoben. Dies hat Auswirkungen auf die Zinskosten für Kredite, aber auch auf die erwartbaren Zinsen auf Sparguthaben. Grund für die Zinserhöhung ist vor allem die noch immer starke Inflation. 

Hoher Leitzins soll Inflation hemmen 

Mit dem Leitzins wird der Zinssatz beschrieben, zu welchem sich an die Zentralbank angeschlossene Banken Geld von dieser leihen können. Seitens der Zentralbanken, wie etwa der EZB, wird dessen Änderung genutzt, um die Inflation zu dämpfen oder Anreize für ein Wirtschaftswachstum zu setzen. 

Durch eine Steigerung des Zinssatzes sinkt – verkürzt – die Menge an verfügbarem Geld, da dieses nur noch zu höheren Kosten verfügbar ist und daher nicht mehr im selben Maße, etwa in Form von Krediten, geliehen und in Verkehr gebracht wird.   

Umgekehrt kann eine Absenkung des Leitzinses einen positiven Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben, da Unternehmen und auch Verbraucher günstig Kredite in Anspruch nehmen können und somit der Konsum angekurbelt wird. Der entstehende Geldfluss kann sodann zu mehr Investitionen sowie Absätzen führen. 

Natürlich ist der Leitzins keineswegs der einzige Einflussfaktor für die Entwicklung der Wirtschaft oder auch der Inflation. Ob die gewünschte Wirkung eintritt, ist vielmehr auch von der Entwicklung der geopolitischen Wirtschaftslage abhängig. So hatten sich etwa die letzten Zinserhöhungen aufgrund steigender Ölpreise nicht so stark ausgewirkt, wie erwartet. 

Zinserhöhung zum zehnten Mal in Folge 

Die nun erfolgte Zinserhöhung ist bereits die zehnte Zinserhöhung in Folge seitens der EZB.  Der jetzige Leitzins ist mit zwischen 4,75 Prozent und 4,0 Prozent (abhängig von der Kreditlänge) somit so hoch wie zuletzt im Jahre 2000 zu Beginn der europäischen Währungsunion. 

Grund für das drastische Vorgehen der EZB ist die noch immer starke Inflation. Experten hatten zumindest mit einer Zinspause gerechnet, da die Inflationsrate sich zuletzt etwas abgeschwächt hatte. Die EZB entschied sich jedoch angesichts der mit 5,3 Prozent noch immer sehr hohen Inflationsrate im Euroraum dazu, weiterhin zu prävenieren. 

Teure Kredite und hohe Sparzinsen 

Für Verbraucher hat die derzeitige Zinssituation verschiedene Auswirkungen. So kommen etwa Sparer – wenn denn Ihre Banken die Zinsentwicklung weitergeben – nach einer langen Periode der Null- oder sogar Negativzinsen wieder in den Genuss von Sparzinsen. Viele der Banken hab dies bereits in Ihren Tagesgeld- und Giroangeboten berücksichtigt, hier macht ein Vergleich also durchaus Sinn. 

Für Kreditnehmer jedoch bedeutet die Zinsentwicklung vor allem mehr Kosten. Die Geldinstitute geben die erhöhten Kreditkosten der EZB nämlich direkt an diese weiter. Während dies für schon abgeschlossene Kurzzeitkredite ohne Auswirkungen bleibt, kann dies für umzuschuldende Darlehen schnell zum Problem werden. Hausbauer etwa sehen sich hier oftmals einem längeren Tilgungszeitraum ausgesetzt oder gar – für den Folgekredit – Kreditkosten, welche mit dem aktuellen Gehalt nicht mehr vereinbar sind. 

Zusammenfassung 

Die EZB kämpft weiterhin gegen die noch immer hohe Inflation an. Die nun bereits zehn Leitzinserhöhungen haben jedoch – ebenso wie die Inflation – teils schwerwiegende Auswirkungen auf Verbraucher.  

Ob die starke Inflation zeitnah endet, bleibt zunächst unklar. Umso wichtiger scheint daher ein konstantes Monitoring der Folgen von ungewollter Inflation zum einen, aber auch der selbst festgelegten Zinsentwicklung.