Baufinanzierungen immer teurer – was Verbraucher beachten müssen
Während die Bauzinsen im Mai letzten Jahres noch bei ca. einem Prozent (bezogen auf eine zehnjährige Darlehenslaufzeit) standen, liegen diese aktuell bereits bei 3,12 Prozent (p.a.) bei einer zehnjährigen und sogar 3,89 Prozent (p.a.) bei dreißigjähriger Zinsbindung. Für viele Verbraucher platzt angesichts dieses rasanten Anstiegs der Traum vom Hauskauf und auch für jene die bereits finanzieren, kann dieser Sorgen bereiten.
Zinsanstieg macht höhere Tilgungsraten notwendig
Vergleicht man, wieviel Geld Verbraucher monatlich aufwenden müssten, um einen Baukredit abzubezahlen, macht sich der Zinsanstieg bereits deutlich bemerkbar. Ausgehend von einem Tilgungszeitraum von 10 bis 30 Jahren, müssten Verbraucher bei einem Kredit in Höhe von 300.000,00 EUR und dem jeweiligen Zins in Höhe von 3,12 bzw. 3,89 Prozent:
- bei einer Finanzierung über 10 Jahre ganze 2.913,47 EUR im Monat; und
- bei einer Finanzierung über 30 Jahre 1.413,29 EUR im Monat abbezahlen.
Während im ersten Fall ein Betrag von 49.616,35 EUR allein auf die Zinsen entfiele, beträgt dieser bei der dreißigjährigen Finanzierung ganze 208.783,02 EUR. Zu beachten ist, dass Banken bei Finanzierungen ohne oder mit nur sehr wenig Eigenkapital in der Regel den Zinssatz um bis zu ein Prozent anheben. Diese Steigerung ist den Beispielen nicht abgebildet.
Vergleicht man diese Werte mit den noch vor einem Jahr üblichen Baufinanzierungszinsen von einem Prozent, wird deutlich, wie stark der Anstieg sich auf die Verbraucher auswirkt. Hier läge die Tilgungsrate im ersten Beispiel bei ca. 2.628,12 EUR mit einem Gesamtzins von ca. 15.374,84 EUR, im zweiten Beispiel bei 964,92 EUR mit einem Gesamtzins von 47.370,68 EUR. Verbraucher zahlen also bei einem zehnjährigen Darlehen 35.241,51 EUR, bei einem dreißigjährigen Darlehen ganze 161.412,34 EUR mehr als noch vor einem Jahr.
Auch Verbraucher in bestehenden Finanzierungen sind betroffen
Auch für Verbraucher, die bereits einen Finanzierungsvertrag zu Zeiten günstigerer Zinsen abgeschlossen haben, löst die derzeitige Lage teils Sorgen aus. In aller Regel laufen Baufinanzierungsdarlehen nämlich nur dann über den gesamten Finanzierungszeitraum, wenn die Rückzahlung innerhalb von 10 bis 15 Jahren abgeschlossen sein soll.
Läuft die Finanzierung länger, wird der Regel umgeschuldet. Das heißt, der Verbraucher schließt nach Ablauf der Laufzeit einen neuen Kreditvertrag zu aktuellen Konditionen ab, mit welchem dieser den noch ausstehenden Betrag des vorherigen Darlehens tilgt.
Auch hier besteht also die Gefahr, sich den Kredit zu den aktuellen Preisen nicht mehr leisten zu können oder zumindest deutlich länger – und somit teurer – finanzieren zu müssen als eigentlich geplant.
Vorsicht bei der Kreditwahl
Um unnötige Sorgen von vornherein zu vermeiden, lohnt es sich, vor Abschluss eines Baukreditvertrages professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Um hier tatsächlich in Ihrem Interesse beraten zu werden, sollte stets ein unabhängiger Finanzberater in Anspruch genommen und eine Vielzahl von Angeboten verglichen werden.
Im Hinblick auf Werbeangebote gilt es zudem zu beachten, dass die angegebenen Zinsen oft nur unter kaum realistischen Voraussetzungen gelten und die tatsächlichen Angebote somit deutlich teurer ausfallen können. Auch hier lohnt eine Überprüfung durch einen unabhängigen Fachmann.
Zusammenfassung
Für Verbraucher, welche den Bau oder Kauf eines eigenen Hauses planen, macht sich der rasante Zinsanstieg deutlich bemerkbar. Für nicht wenige bedeutet dieser sogar vorerst den Verzicht auf die Realisierung des Traums vom Eigenheim.
Die noch immer dynamische Situation hinsichtlich der Zinsentwicklung macht eine solide Finanzplanung unverzichtbar. Der VSVBB rät daher unbedingt eine unabhängige Beratungsstelle bzw. einen unabhängigen Berater aufzusuchen, bevor eine Baufinanzierung abgeschlossen wird. Diese oder dieser kann auch beim Auslaufen bestehender Verträge wertvolle Hilfestellung im Hinblick auf das weitere Vorgehen leisten.